Mundgeruch – ein altes Leiden neu erforscht

Aktuelle Erkenntnisse zur Entstehung und Bekämpfung von Mundgeruch

Mundgeruch neu erforscht
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    Jede/-r kennt ihn, doch kaum eine/-r redet darüber: Mundgeruch ist ein weit verbreitetes, aber häufig totgeschwiegenes Problem. Dabei kann ein Hinweis auf schlechten Atem Krankheiten heilen helfen und gelegentlich sogar Leben retten. Inwiefern das stimmt, wie Mundgeruch überhaupt entsteht und was Betroffene dagegen tun können, erläutern wir Dir hier:

    Ein Problem für alle und alles

    Dass Mundgeruch lebensgefährlich sein kann, mag Dir übertrieben vorkommen. Vielleicht interpretierst Du die Behauptung auch als Witz, mit dem wir Deine Aufmerksamkeit wecken wollen. Doch ganz aus der Luft gegriffen ist die Bemerkung nicht und bekanntlich steckt in jedem noch so schlechten Scherz ein Fünkchen Wahrheit.

    Tatsächlich verweist Mundgeruch bestimmter Art auf Erkrankungen, von denen einige unbehandelt zum Tod führen können. Doch nicht jede Person, die unter schlechtem Atem leidet, ist sterbenskrank. Und für gewöhnlich leidet auch nicht der/die Betroffene selbst, sondern das Umfeld – denn als körpereigenes Phänomen ist Mundgeruch oft nur von außen feststellbar.

    Leider begeben wir uns mit dieser Behauptung schon wieder auf dünnes Eis. Es stimmt zwar, dass schlechter Atem eher von anderen wahrgenommen wird; doch dass nur sie leiden, ist falsch. Wer Mundgeruch hat und darum weiß, verliert seine Souveränität gegenüber anderen, wird unsicher und zieht sich zurück.

    Insofern ist schlechter Atem ein ganzheitliches Problem. Er hat meist eine lokal begrenzte Ursache, wirkt jedoch auf alle Bereiche des Organismus und kann sogar das Seelen- und Sozialleben Betroffener schädigen.

    Höchste Zeit, dem Phänomen Aufmerksamkeit zu schenken und Mundgeruch aus der Tabu-Ecke zu holen! Bist Du bereit? Dann geht es jetzt endlich los:

    Nur individuell oder schon störend?

    Unsere Ausführungen beginnen mit einer grundlegenden Frage – denn einen Menschen, der nach nichts riecht, gibt es allenfalls in der Literatur. Jede Person verströmt individuelle Körperausdünstungen, die von anderen sehr differenziert wahrgenommen werden. Daher ist es stets subjektiv, wenn Du bei Deinem Gegenüber Mundgeruch feststellst.

    Wie (un-) angenehm Dir der Atem eines anderen Menschen ist, hat viel mit Deinen Gefühlen für diese Person zu tun; aber auch mit persönlicher Prägung und gesellschaftlichen Werten. In verschiedenen Kulturen haben Düfte, Farben und Verhaltensweisen ganz unterschiedliche Bedeutungen – und nicht wenige weichen erheblich vom mitteleuropäischen Empfinden ab.

    Dennoch ist keine Kultur der Welt bekannt, in der Mundgeruch für etwas Positives steht. Die alten Griechen werteten ihn sogar als gottgesandtes Übel. Gleichzeitig beherrschten sie allerlei Tricks, um schlechten Atem zu vertreiben.

    Antikes Wissen auf dem Prüfstand

    Zu einem der bekanntesten Mittel ihrer Zeit gehörten die getrockneten Blütenknospen des Gewürznelkenbaumes. Sie finden sich heute in nahezu jedem Küchenschrank, denn ihre Inhaltsstoffe verleihen Fleisch-, Fisch- und Gemüsegerichten sowie Marinaden, Soßen und Backwaren eine interessante Note.

    Schönheitsbewusste Griech*innen gaben die nagelähnlichen Pflanzenteile jedoch nicht (nur) ans Essen, sondern auch in die Wangentaschen. Hier entfaltete das Würzmittel einerseits Duftwirkung; andererseits einen schmerzlindernden Effekt. Auch antike Ärzte ließen sich von ihm überzeugen und priesen Gewürznelken als probates Mittel gegen Mund- und Rachenkrankheiten jeder Art.

    Wie richtig sie damit lagen, beweist ein analytischer Blick ins Innere der Blütenknospen: Hier befindet sich eine Vielzahl ätherischer Öle, unter denen das Phenylpropanoid Eugenol den größten Anteil einnimmt. Es besitzt antibakterielle und entzündungshemmende Eigenschaften, die verschiedenen Beschwerden vorbeugen oder entgegenwirken können.

    Aus diesem Grund ist Eugenol ein häufig verwendetes Prophylaxe- und Behandlungsmittel der Zahnheilkunde. Dass es gleichzeitig die Atemluft verbessert, beruht auf dem Prinzip von Ursache und Wirkung, denn krankmachende Mikroorganismen sind die häufigste Ursache von Mundgeruch. Und sie kommen meist von ganz allein…

    Dein Mund – das Paradies auf Erden

    Stell Dir vor, Du wärst ein Bakterium; klein und bescheiden, aber mit ganz bestimmten Anforderungen an Dein Lebensumfeld. Feucht und warm soll es sein, viele Schlupfwinkel bieten und reichlich Nahrung bereithalten. Die Mundhöhle erfüllt diese Bedingungen perfekt. Hier herrscht ein gleichbleibendes subtropisches Klima mit nahezu unveränderlichen Temperaturen; es gibt zahlreiche Spalten und Falten, in denen Du Dich verstecken kannst und mehrmals täglich wirst Du gefüttert. Selbst wenn die Lieferung einmal ausbleibt, findest Du immer irgendwo etwas zu beißen.

    In so einem Paradies bleibst Du natürlich nicht lange allein. Mit Dir leben noch viele andere Bakterien in der Mundhöhle. Einige schwimmen am liebsten im Speichel, andere haften sich gern an die Zähne und wieder andere leben auf der Zunge oder in der äußeren Schicht der allgegenwärtigen Schleimhaut. Zusammen bildet Ihr die sogenannte Mundflora – ein komplexes System aus verschiedenen Mikroorganismen, in dem es genug Platz und Nahrung für alle gibt.

    Zu den Siedlern in der Mundhöhle gehören gute und weniger gute Bakterien. Es ist ein bunt gemischter Haufen aus verschiedenen Arten mit jeweils eigenen Gewohnheiten und Interessen.

    Mundbakterien – eine große Familie

    Damit Du als gedachtes Bakterium weißt, mit wem Du es zu tun hast, stellen sich die einzelnen Bewohner des Mundraums kurz bei Dir vor:

    Streptococcus salivarius

    Dieses Bakterium gelangt bereits während der Schwangerschaft in die Mundhöhle des Babys; spätestens jedoch während es geboren wird. Sein Lieblingsplatz ist der Speichel, wo es antimikrobielle Substanzen bildet. Dadurch ist Streptococcus salivarius in der Lage, Krankheitserreger zu vernichten, anderen Mundhöhlen-Bewohnern das Leben schwer zu machen und Mundgeruch vorzubeugen.

    Es ist sozusagen ein Superhelden-Bakterium – und dadurch Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen. Derzeit testen Forscher, ob aus dem Takt geratene Mundhöhlen-Systeme durch eine Behandlung mit Streptococcus salivarius wieder ausbalanciert werden können.

    Streptococcus sanguinis

    Auch dieses Bakterium gehört zu den Guten. Es besiedelt die Mundhöhle, sobald beim Baby die ersten Zähnchen sichtbar werden. Hier dockt es an und sammelt sich mit Gleichgesinnten zu einem zähen Film. Der ist selbst durch Putzen nicht zu entfernen – und das ist gut so, denn Streptococcus sanguinis bekämpft krankmachende Keime, schützt die Zähne vor Karies und Dich vor Mundgeruch.

    Gelangt das Bakterium jedoch in den Blutkreislauf, verkehrt sich sein guter Effekt ins Schlechte: So fest wie es sonst an den Zähnen klebt, heftet es sich außerhalb des Mundes ans Herzgewebe und kann bei Risiko-Patient*innen zu infektiöser Endokarditis führen.

    Streptococcus mutans

    Dieses Bakterium isst am liebsten Süßes und kann den darin enthaltenen Zucker extrem schnell aufspalten. Aus einem Teil seiner Nahrung bildet es eine Art Klebstoff, mit dessen Hilfe es sich an die Zähne heftet. Den anderen Teil verwandelt Streptococcus mutans in hochaggressive Milchsäure, die den Zahnschmelz auflöst und Löcher entstehen lässt – besser bekannt als Karies.

    Gleichzeitig damit beginnt ein Teufelskreis, denn je mehr Säure Streptococcus mutans produziert, desto weniger können die anderen Mundhöhlen-Bewohner gegen den Karies-Erreger ausrichten.

    Porphyromonas gingivalis

    Auch dieses Bakterium verursacht Löcher; doch an Stelle der Zähne greift es ihren Halteapparat an – also das Zahnfleisch und die Fasern, mit denen der Zahn im Kiefer verankert ist. Schreitet die entzündliche Erkrankung fort, kann auch der Knochen in Mitleidenschaft gezogen werden.

    Obwohl das Immunsystem Deines Organismus‘ den Erreger erkennt, wird es ihn nicht los, denn Porphyromonas gingivalis pariert sämtliche Abwehrreaktionen. Die von ihm verursachte Parodontitis ist unumkehrbar und unheilbar; vor allem aber mit starkem Mundgeruch verbunden.

    Aggregatibacter actinomycetemcomitans

    Verläuft eine Parodontitis ungewöhnlich schnell und besonders aggressiv, ist neben dem eigentlichen Verursacher meist noch ein Trittbrettfahrer beteiligt: Aggregatibacter actinomycetemcomitans. Dieses Bakterium sondert Giftstoffe ab, die die Immunabwehr schwächen oder komplett ausschalten.

    Das öffnet dem Parodontitis-Erreger Tür und Tor, sodass er nun auch in die Blutbahn gelangen und einen sogenannten Zytokinsturm auslösen kann. Die Folge davon ist eine massive Entzündungsreaktion, die mit Antibiotika bekämpft werden muss.

    Sobald die Zahl der schlechten Bakterien das verträgliche Mittelmaß übersteigt, gewinnen sie im Mundraum die Oberhand und können ihr Werk nahezu ungehindert ausüben.

    Mundgeruch – eine vielschichtige Duft-Komposition

    Was das alles mit dem Thema dieses Beitrags zu tun hat? Sehr viel! Denn zu den häufigsten Begleiterscheinungen der Mundbakterien gehören Gerüche – durch die sie sich meist ungewollt verraten. Eine Analyse ihrer Duftspur benennt die vier häufigsten Bestandteile wie folgt:

    Schwefelwasserstoff,

    der zum Beispiel in faulenden Eiern entsteht und genauso riecht

    Methylmercaptan,

    das auch Methanthiol genannt wird und den durchdringenden Geruch von Fäkalien verbreitet

    Dimethylsulfid,

    das geruchlosem Erdgas zugesetzt wird, um Menschen im Umfeld zu warnen und defekte Leitungen orten zu können

    Cadaverin,

    das seinen Namen von den Überresten verstorbener Tiere hat – wo es Eiweiße aufspaltet und den typischen süßlichen Leichengeruch freisetzt

    Karies- und parodontitisverursachenden Bakterien senden also Signale aus, die ihre Anwesenheit verraten. Neben Schmerzen, Blutungen und ähnlichen physischen Anzeichen können das Duftmarken sein, die geübte Nasen mitunter erstaunlich genau differenzieren.

    Die Diagnose von Mundgeruch – etwas Un(er)fassbares sichtbar machen

    Die letzte Bemerkung mag etwas unappetitlich klingen, ist aber tatsächlich ein Spezialgebiet der Dentalmedizin bzw. der Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Gelegentlich werden auch Internist*innen zu Rate gezogen, denn die Ursachen für Mundgeruch sind vielfältig und können in nahezu allen Bereichen des Körpers angesiedelt sein.

    Vor allem aber sind sie längst kein Tabu-Thema mehr. Immer mehr Ärzt*innen bieten sogenannte Halitosis-Sprechstunden an, in denen sie sich ausschließlich mit Patient*innen befassen, die wegen ungeklärter bzw. unerklärlicher Duftwolken in die Praxen kommen.

    Ihren Namen haben die Sondertermine von der Fachbezeichnung für Mundgeruch, der Halitosis – die ihrerseits vom lateinischen Wort halitus abgeleitet ist. Das bedeutet so viel wie Atem oder Hauch; kann aber auch von einer schweren Ausdünstung oder einem aufdringlichen Geruch künden. Wobei der Duft nicht zwingend schlecht sein muss, denn bekanntlich sind Wahrnehmungen subjektiv.

    Aus diesem Grund verlassen sich die untersuchenden Ärzt*innen nicht auf ihre Nasen allein. Sie benutzen Gaschromatografen, deren genaue Funktionsweise Du hier nachlesen kannst. Der Messwert, den sie liefern, gibt Aufschluss über den Schwefelgehalt im Atemgasgemisch.

    Liegt er unter 50, ist die Luft buchstäblich rein; je höher die Zahl steigt, desto stärker nehmen andere den Mundgeruch der/des Betroffenen wahr. Den einsamen Rekord soll ein Patient der Berliner Charié halten, bei dem der Gaschromatograf angeblich bis 900 (sic!) ausschlug. Schwer vorstellbar, wenn schon Werte um 100 als auffallend-störend eingestuft werden.

    Vielleicht handelt es sich bei dieser Angabe um einen ähnlichen Fall wie den berühmten Komma-Fehler des Spinat-Analytikers. Die Einheit für den Schwefelgehalt der Atemluft ist nämlich Parts per Million (ppm), der Millionste Teil des Gesamtvolumens. Da kann es schon mal zu Irrtümern kommen.

    Erste Hilfe bei Mundgeruch: Dein Zahnarzt

    Um genau diese auszuschließen, wird der Mundraum nach der Atemkontrolle genau untersucht. Dabei achten die behandelnden Dentist*innen auf

    • den Zustand der Zähne und des Zahnfleischs
    • den Sitz und die Pflege von Prothesen, Zahnspangen und ähnlichen Hilfsmitteln
    • eventuell vorhandenen Zungenbelag
    • die Existenz und Tiefe sogenannter Zahnfleischtaschen
    • Verletzungen der Schleimhäute

    Bei 85-90 Prozent aller Halitosis-Patient*innen hat Mundgeruch seine Ursache in einem der genannten Bereiche. Neben angezeigten Behandlungen führen Zahnärzt*innen in der Regel eine umfassende Beratung zu Pflegemaßnahmen durch. Welche das sein können, ergibt sich aus den individuellen Gegebenheiten im Mundraum.

    Oft ist es „nur“ mangelnde Hygiene, die den Mundgeruch verursacht. An selten, schlecht oder falsch geputzten Zähnen, in den Zahnzwischenräumen und auf dem Zungenrücken lagern sich Speisereste ab, in denen die oben vorgestellten Bakterien siedeln. Dagegen helfen geeignete Instrumente und ihre richtige Handhabe.

    Abnomalitäten der Zähne, des Zahnfleischs und der Schleimhäute solltest Du umgehend behandeln lassen. Auch diese Ursachen für Mundgeruch sind relativ einfach zu beseitigen oder stehen im Falle mehrmaliger Sitzungen unter Beobachtung. Neben dem eigentlichen „Arbeitsbereich“ Deines Dentisten / Deiner Dentistin kann auch der Rachenbereich von Veränderungen betroffen sein, die Mundgeruch verursachen.

    Tiefer liegenden Ursachen auf der Spur: Internist und Pulmologe

    Findet Dein Zahnarzt / Deine Zahnärztin nichts, was den schlechten Atem erklärt, verweist er / sie Dich gegebenenfalls an eine andere Fachkraft. Dort erwarten Dich als Halitosis-Patient*in die unterschiedlichsten Fragen. Mach Dich auf Informationen zu folgenden Aspekten gefasst:

    • Seit wann bestehen der Mundgeruch?
    • Lässt er sich charakterisieren oder lokalisieren?
    • Hat er sich seit seinem Aufkommen / Bestehen verändert?
    • Wird er von anderen Symptomen begleitet?
    • Trat dieser oder ein anderer Mundgeruch bereits in der Vergangenheit / innerhalb der Familie auf?
    • Bestehen aktuelle Erkrankungen – und wenn ja: wie werden sie therapiert / welche Medikamente kommen zum Einsatz?
    • Besteht eine Überempfindlichkeit / Allergie?
    • Gibt es regelmäßige oder wiederkehrende Stress-Situationen?

    Je nachdem, was Du antwortest (und den Tatsachen entspricht), können Spezialist*innen konkrete Rückschlüsse auf die Ursache des Mundgeruchs ziehen.

    Neben organischen bzw. systemischen Beschwerden sind auch seelische Beeinträchtigungen nicht auszuschließen. Möglicherweise leidest Du sogar an Halitophobie – der unbegründeten Angst, Mundgeruch zu haben.

    Diese Befürchtung tritt erstaunlich häufig auf – und liegt damit um einiges höher als die tatsächlichen Gründe für Mundgeruch, der seine Ursachen außerhalb des Mundraums hat. Entgegen einer veralteten, aber noch immer verbreiteten Meinung kommen organische Probleme nur selten als Auslöser in Betracht.

    Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Hals-Nasen-Ohren-Erkrankung vorliegt, beträgt höchstens acht Prozent; ein Magen-Darm-Leiden wird lediglich bei 0,1 Prozent aller Halitosis-Patient*innen diagnostiziert. Dennoch gibt es ein buntes ABC verschiedener Auslöser mit teils charismatischem Mundgeruch. Dazu gehören

    • der eitrig riechende Atem bei Sinusitis
    • der faulig-süßliche Geruch bei Diphterie
    • Azetongeruch in bestimmten Stadien von Diabetes mellitus
    • ein leber- oder apfelartiger Geruch bei Leberstörungen
    • nach Urin riechender Atem bei Nierenproblemen
    • ein durchdringender Fisch-Geruch beim sogenannten Fish-Odor-Syndrom

    Wahrscheinlich verstehst Du spätestens jetzt, inwiefern Mundgeruch ein Warnsignal sein kann – und dass das peinliche Verschweigen des Problems einer unterlassenen Hilfeleistung gleichkommt.

    Eher harmlos: Temporäre Ursachen von Mundgeruch

    Neben all den bisher genannten Ursachen kann es natürlich auch ganz profane bzw. weniger bedenkliche Auslöser für Mundgeruch geben. Wir sind hier schon einmal kurz darauf eingegangen, möchten es in diesem Artikel aber noch etwas vertiefen:

    Ganz normal: Mundgeruch durch Essen und Trinken

    Dass sich Dein Atem durch den Genuss von Speisen und Getränke verändert, hast Du mit Sicherheit schon bemerkt. Schuld daran sind Aromastoffe und Alkohole, die in jedem Lebensmittel stecken. Einige von ihnen enthalten jedoch mehr als andere – und wirken entsprechend länger nach. Dazu gehören nach Angabe US-amerikanischer Ärzte

    • Käsesorten mit langer Reifephase
    • Fischarten mit charismatischem Eigengeschmack
    • Kaffee und Kaffeezubereitungen
    • Bohnen und die ihnen verwandten Erdnüsse

    Meist genügt gründliches Zähneputzen, um störende Gerüche durch Speisen oder Getränke wieder loszuwerden.

    Bei einigen Lebens- und Genussmitteln reicht diese Maßnahme jedoch nicht, weil ihre Inhaltsstoffe in die Blutbahn übergehen. Von dort gelangen sie in jeden Winkel des Körpers und verbreiten ihre Aromen über die Haut oder die Atemluft. Nach dem Genuss von

    • Lauchgemüse wie Zwiebeln, Knoblauch oder Porree
    • alkoholischen Getränken wie Bier, Wein oder „Hochprozentigem“

    riechst Du also nicht (nur) aus dem Mund – sondern mit einiger Verzögerung aus buchstäblich allen Poren.

    Dagegen hilft nur ein restloses Ausdünsten, gepaart mit der Toleranz Deiner Mitmenschen.

    Auch normal: Mundgeruch durch Trockenheit

    Speisen und Getränke sind jedoch nicht die einzigen Auslöser, die Deinen Atem vorübergehend müffeln lassen. Auch das Gegenteil kommt als mögliche Ursache in Betracht. Wenn Du längere Zeit nichts isst oder trinkst, schlägt der Geruch aus Deinem Mund über kurz oder lang um. Am bekanntesten ist dieses Phänomen von Menschen, die fasten.

    Aber auch Personen, die von Berufs wegen viel reden, entwickeln während ihrer Arbeit oft Mundgeruch. Weil sie beim Sprechen die Lippen bewegen bzw. öffnen und schließen, dringt mehr Luft in den Mund als gewöhnlich. Das trocknet die Schleimhäute aus und erzeugt im schlimmsten Fall schräge Töne.

    Nicht zuletzt kennst Du wie jede/-r andere das unangenehme Empfinden nach längerem Schlaf. Vor allem im Anschluss an die Nachtruhe riecht der Atem oft besonders streng. Darüber hinaus fühlt sich der Mundinnenraum „pappig“ an und wirkt manchmal wie zugeklebt.

    Der Grund für alle genannten Phänomene ist gleich. Es ist schlichter Flüssigkeitsmangel, der den Mundgeruch verursacht. Da die Speichel-Produktion beim Fasten, bei langem Sprechen und im tiefen Schlaf stark gedrosselt wird, fehlt Deinem Körper Wasser. Das macht sich zuerst dort bemerkbar, wo es am meisten benötigt wird: in den Schleimhäuten.

    Trinkst Du etwas, verschwindet diese Art Mundgeruch meist sehr rasch. Das ersetzt jedoch nicht die regelmäßige Zahnpflege!

    Der Kampf gegen Mundgeruch: Stark nur im Team

    Apropos ersetzen: Die Kosmetikindustrie bietet eine Menge Mittelchen für den Kampf gegen Mundgeruch an. Sie alle können aber nur eine begleitende Therapie auf dem Weg zum grundlegenden Übel sein. Die wenigsten der nachfolgend genannten Erzeugnisse sind geeignet, Mundgeruch unbekannter Ursache nachhaltig zu bekämpfen.

    Im Vordergrund steht immer die zahnärztliche Abklärung des Problems; kombiniert mit einer eventuell nötigen Behandlung und einer situationsabhängigen Mundhygiene. Erst im nächsten Schritt sollte ein weiterer / anderer Facharzt hinzugezogen werden.

    Produkte zur Ergänzung der täglichen Zahnpflege

    Viele der geruchsbildenden Substanzen setzen sich in den Furchen der Zunge, des Gaumens oder des Rachens fest. Hier kann eine Zahnbürste – gleich, welcher Art – nicht viel ausrichten. Um das Putzen wirkungsvoll zu unterstützen, solltest Du

    verwenden.

    Häufiges Trinken, um den Speichelfluss anzuregen

    Wie Du bereits weißt, leben in Deinem Speichel die guten Bakterien, die Karies-Erreger wirksam bekämpfen. Um sie zu unterstützen, solltest Du in regelmäßigen Abständen ungesüßte, kalorienarme Flüssigkeiten zu Dir nehmen. Mit Schwarzem Tee führst Du Dir verschiedene Polyphenole zu, die das Wachstum schädlicher Bakterien zusätzlich hemmen.

    Probiotische Keime zur Stärkung von Streptococcus salivarius

    Diese Möglichkeit haben wir weiter oben schon einmal erwähnt. Einige Studien legen nahe, dass speziell angereicherte Lutschtabletten die Mundflora positiv beeinflussen und die Menge der geruchsverursachenden Schwefelverbindungen reduzieren Du kannst Deinen Zahnarzt / Deine Zahnärztin gern darauf ansprechen und Dich zum aktuellen Stand der Dinge beraten lassen.

    Psychotherapie gegen Ängste

    Ganz gleich, ob Du Dir Deinen Mundgeruch nur einbildest oder ob er tatsächlich da ist: die Angst davor ist real – und kann Dein ganzes Leben beeinträchtigen. In beiden Fällen kann Dir eine therapeutische Unterstützung helfen, das Problem in den Griff zu bekommen. Die Kenntnis und Akzeptanz von Halitophobie seitens der Ärzt*innen hat stark zugenommen; aber auch „echte“ Halitosis-Patient*innen finden bei ihrem Problem Zuspruch.

    Geruchsfördernde Laster aufgeben

    Schließlich und endlich kannst Du durch Umstellungen im Ernährungsplan ebenfalls viel gegen Mundgeruch tun. Genussmittel wie Kaffee, alkoholische Getränke oder Tabakwaren sind ohnehin als Mief-Motor bekannt; aber auch andere Lebensmittel wirken über Umwege wie ein Booster. Dazu gehören Zucker und alle zuckerhaltigen Speisen oder Getränke – denn wie Du weißt, liefern sie Streptococcus mutans das beste Futter.

    Den Konsum von minz- oder mentholhaltigen Bonbons, Kaugummis, Sprays und Pastillen solltest Du auf „Notsituationen“ oder echte Gelüste beschränken. Sie überdecken den Mundgeruch nur kurzfristig und können zu Grunde liegende Ursachen wie Karies oder Plaque sogar noch verstärken.

    Das und vielleicht bald mehr

    Puh… Eine Menge Infos – und noch längst nicht alles, was es zum diesem Thema zu sagen gibt. Auf jeden Fall weißt Du jetzt, dass Mundgeruch die verschiedensten Ursachen und Erscheinungsformen haben kann – und dass es durchaus im Interesse Betroffener ist, sie darauf aufmerksam zu machen. Falls Du selbst dazu gehörst, hast Du hoffentlich gute Tipps bekommen – und besuchst unsere Seite bald wieder, um mehr davon zu finden.