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Die 10 größten Irrtümer rund um die Zahnpflege
... greift Zucker wirklich den Zahnschmelz an?
- GESCHRIEBEN VON The Dental Check
- November 29, 2020
Karies ist vererbbar? Beim Zähneputzen muss es richtig zur Sache gehen? Wer einen Apfel isst, kann die Zahnbürste stehen lassen? Um die Zahnpflege ranken sich viele Mythen – und ein großer Teil davon ist einfach nur falsch. Wir räumen mit weit verbreiteten Irrtümern auf.
1. Zähne müssen direkt nach dem Essen geputzt werden.
Stimmt nicht, das ist eine klassische Fehlinformation. Es ist gar keine gute Idee, sofort nach dem Essen zur Zahnbürste zu greifen. Vor allem dann nicht, wenn du säurehaltige Lebensmittel wie Limonaden, Obst oder Wein zu dir genommen hast. Das macht den Zahnschmelz nämlich kurzfristig weicher. Er reagiert empfindlich und kann durchs Zähneputzen Schaden nehmen. Warte etwa eine halbe Stunde, dann ist der natürliche Schutz wiederhergestellt. In der Zwischenzeit kannst du deinen Mund mit klarem Wasser ausspülen. So beseitigst du grobe Essensreste noch vor dem Zähneputzen. Und wenn du schon dabei bist, kannst du dich gleich auch an die Reinigung der Zahnzwischenräume machen.
2. Schrubben macht die Zähne besonders gründlich sauber.
Auch das ist schlichtweg falsch. Beim Schrubben handelt es sich um eine rabiate Putztechnik, die deinen Zähnen auf lange Sicht schaden kann. Übst du zu viel Druck aus, schiebt sich das Zahnfleisch zurück und legt die empfindlichen Zahnhälse frei. Nach und nach trägst du den schützenden Zahnschmelz ab. Experten empfehlen, immer nur mit sanftem Druck zu arbeiten. Die Belastung sollte zwischen 100 und 150 Gramm liegen – wie viel das ist, kannst du mit einer einfachen Küchenwaage ausprobieren. Elektrische Zahnbürsten machen es dir in diesem Punkt besonders einfach. Sie sind oft mit einem Drucksensor ausgestattet, der dich warnt, wenn du es übertreibst. Und wie reinigt man die Zähne, ohne zu schrubben? Mit der sogenannten Bass-Methode zum Beispiel. Hier arbeitest du dich mit leichten Rüttelbewegungen von Zahn zu Zahn. Das schont das Zahnfleisch und entfernt den Zahnbelag trotzdem gründlich.
3. Zähneputzen reicht zur Zahnpflege aus.
Falsch! Das Putzen ist ein wichtiger Baustein der Mund- und Zahnhygiene, schützt dich aber nicht zuverlässig vor Belägen, Karies und Paradontitis. Das liegt daran, dass du mit der Zahnbürste nur einen Teil der Zahnoberflächen erreichst. Der Rest liegt unzugänglich in den Zahnzwischenräumen verborgen. Um hier sauber zu machen, benötigst du zusätzliche Hilfsmittel. Gute Ergebnisse versprechen nicht nur Interdentalbürsten und Zahnseide, sondern auch Mundduschen. Welche Modelle besonders empfehlenswert sind und worauf du bei der Anwendung achten musst, kannst du dir hier ansehen.
4. Ein Apfel ersetzt das Zähneputzen.
Völlig daneben. Leider hält sich dieses Gerücht dennoch hartnäckig. Es stimmt zwar, dass Äpfel reich an Mineralstoffen und Vitamin C sind. Sie enthalten aber auch Säuren, die den pH-Wert deines Speichels senken und den Zahnschmelz angreifen. Noch mehr Säure entsteht, wenn sich die im Zahnbelag lebenden Bakterien über den enthaltenen Fruchtzucker hermachen. Auch aus mechanischer Sicht kann der Apfel eine gewissenhafte Zahnpflege nicht ersetzen: Wer einen Apfel isst, löst höchstens oberflächliche Beläge von den Zähnen.
5. Kaugummis ersetzen das Zähneputzen.
Die Botschaft der Werbung ist eindeutig. Mit der Realität hat sie allerdings wenig zu tun: Kaugummis ersetzen weder Zahnbürste noch Zahnseide. Auch dann nicht, wenn es sich um spezielle Zahnpflegekaugummis handelt. Einen positiven Effekt können entsprechende Produkte aber doch für sich geltend machen. Das Kauen regt den Speichelfluss an. Dadurch werden lose Speisereste aus den Zahnzwischenräumen geschwemmt. Außerdem pendelt sich das Säuremilieu in der Mundhöhle schneller wieder auf einem normalen Level ein – erschwerte Bedingungen für Kariesbakterien.
6. Schwarzer Tee schadet den Zähnen.
Die zahnschädigende Wirkung von schwarzem Tee ist vielen Menschen bekannt. Nicht aber, dass es sich bei dieser Annahme um einen der größten Irrtümer rund um die Zahnpflege handelt. Denn das aromatische Getränk enthält viele Stoffe, die ausgesprochen zahnfreundlich sind. Hier zählen nicht nur Fluoride, sondern auch Tannine. Diese hemmen das im Speichel vorkommende Enzym Amylase, das Stärke in Zucker verstoffwechselt. Auch Milch und Milchprodukte nutzen den Zähnen. Sie enthalten Mineralstoffe, die sich in den Zahnschmelz einlagern und Erosionen oder Löcher aufhalten können. Hierzu gehören Kalzium und Phosphat.
7. Zucker greift den Zahnschmelz an.
Stimmt. Und auch wieder nicht. Zucker schadet den Zähnen, das ist richtig. Falsch ist die Begründung: Zucker wirkt gar nicht direkt auf den Zahnschmelz. Er dient den Bakterien im Zahnbelag als Nahrung – und trägt so zur Bildung zahnschädlicher Säuren bei. Der Verzicht auf Bonbons, Kuchen und Schokolade fällt trotz dieser Erkenntnis schwer. Wenn du die richtigen Maßnahmen ergreifst, ist Naschen aber durchaus erlaubt. Achte darauf, zuckerhaltige Mahlzeiten nicht über den gesamten Tag zu verteilen. Nimm dir lieber Zeit, eine Portion bewusst zu genießen. Warte eine halbe Stunde und greife dann zur Zahnbürste. So haben Bakterien keine Chance.
8. Karies ist vererbbar.
Von wegen. Karies hat mit den Genen nichts zu tun. Anders als oftmals angenommen handelt es sich auch nicht um eine ansteckende Infektionskrankheit, die direkt von einer Person auf eine andere übertragen wird. Die Zahnerkrankung lässt sich vor allem auf eine falsche Ernährung mit vielen Kohlehydraten und viel Zucker zurückführen. Bakterien spielen bei der Entstehung von Karies zwar eine wichtige Rolle – sie sind aber nicht die Ursache.
9. Es ist unnötig, Milchzähne zu pflegen. Sie fallen ja sowieso aus.
Ein schwerwiegender, weit verbreiteter Irrtum. Natürlich bleiben Milchzähne nur ein paar Jahre im Mund. Das bedeutet aber nicht, dass sie nicht gepflegt werden müssen. Probleme macht vor allem die sogenannte Nuckelkaries. Sie kann entstehen, wenn das Kind häufig an einem Fläschchen nuckelt – selbst dann, wenn es nur Wasser und keine gesüßten Getränke gibt. Die Folgen der meist an den Innenseiten der Frontzähne beginnenden Nuckelkaries können den Nachwuchs ein Leben lang begleiten. Zahnärzte empfehlen daher, schon den ersten Milchzahn sorgfältig zu pflegen.
10. Paradontitis betrifft nur die Zähne.
Das ist nicht richtig. Eine Paradontitis kann viele andere Krankheiten hervorrufen oder verschlimmern. Gelangen Keime in die Blutbahn, breiten sie sich auf andere Organe und Systeme aus. Das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Schlaganfälle steigt; auch die Atemwege können in Mitleidenschaft gezogen werden. Ein Zusammenhang mit Diabetes und Rheuma ist ebenfalls bekannt. Und genau deshalb ist eine gewissenhafte, regelmäßige Mundhygiene Pflicht.