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Gründliche Mundhygiene: Die vier Säulen der Zahngesundheit
... und was passieren kann, wenn du es mit der Mundhygiene nicht so genau nimmst
- GESCHRIEBEN VON The Dental Check
- November 29, 2020
Eine sorgfältige Mundhygiene ist wichtig. Nicht nur für ein strahlendes Lächeln, sondern auch für die Gesundheit. Nimmst du es mit der Pflege von Zähnen, Zahnfleisch und Co. nicht so genau, musst du mit Halitosis, Karies und Paradontitis rechnen. Schuld daran sind Bakterien, die sich in der Mundhöhle vermehren. Gelangen sie in die Blutbahn, breiten sie sich im gesamten Organismus aus. Das kann zu Krankheiten wie Diabetes, Endokarditis, Herzinfarkt, Lungen- und Nierenentzündung, Schlaganfall und rheumatoider Arthritis führen. Dazu muss es nicht kommen: Du kannst einiges für deine Gesundheit tun. Wir verraten dir, was das ist.
Mundhygiene ist mehr als Zähneputzen
Wenn es um Mundhygiene geht, denken viele einfach nur an die Zahnreinigung. Tatsächlich ist der Begriff sehr viel weiter zu verstehen. Experten des Robert Koch-Instituts beziehen die Mundgesundheit auf die „uneingeschränkte Funktionalität und Entzündungs- bzw. Beschwerdefreiheit aller Organe der Mundhöhle, d. h. der Zähne, des Zahnhalteapparates (…), der Schleimhäute, der Zunge, der Kiefergelenke und der Speicheldrüsen.“. Demnach ist das Putzen der Zähne zwar ein wesentlicher Teil der Mundhygiene – doch es gehört noch mehr dazu. Der moderne Prophylaxe-Ansatz baut auf vier Säulen auf: Zahngesunde Ernährung, gewissenhafte Mund- und Zahnpflege, regelmäßige Fluoridierung und zahnärztliche Vorsorge.
Zahngesunde Ernährung
Eine ausgewogene, zahnfreundliche Ernährung bildet den Grundstein einer sorgfältigen Mundhygiene. Sie beeinflusst sowohl den Zahnaufbau als auch die Zahnhärtung und trägt entscheidend dazu bei, Zähne und Zahnfleisch gesund zu halten. Doch was macht eine zahngesunde Ernährung aus? Es gibt verschiedene Faktoren, auf die du achten solltest.
Ballaststoffe und Vitamine
Grundsätzlich empfiehlt sich eine grobe, ballaststoffreiche Kost mit Obst, Gemüse und vielen Getreide- oder Vollkornprodukten. Sie verlängert die Kauzeit, strafft das Zahnfleisch und fördert die Funktion der Speicheldrüsen. Der vermehrt fließende Speichel reinigt die Zähne und verbessert die Vorverdauung der Nahrung. Das entlastet den Magen. Einen positiven Einfluss auf die Zahngesundheit haben auch der Vitaminkomplex B sowie die Vitamine A, C und D.
Zucker
Iss so wenig Zucker wie möglich. Fructose, Glucose, Saccharose und Konsorten schädigen deine Zähne nicht direkt. Sie bilden aber einen optimalen Nährboden für die im Zahnbelag lebenden Bakterien. Diese Bakterien verwandeln die Moleküle des Zuckers in zahnschädigende Säuren. Auf die Menge der zuckerhaltigen Nahrung kommt es dabei interessanterweise gar nicht so an. Entscheidend ist vielmehr die Häufigkeit: Jedes Mal, wenn du Zucker konsumierst, fütterst du die Bakterien. Etwa eine halbe Stunde lang produzieren sie ihre Säuren – nahezu unabhängig davon, ob du viel oder wenig Zucker gegessen hast.
Im Handel gibt es immer mehr Lebensmittel, die als „zuckerfrei“ deklariert sind. Das bedeutet allerdings nur, dass sie keinen normalen Haushaltszucker enthalten. Für andere Zucker gilt die Angabe nicht. Es kann also durchaus sein, dass im Produkt Varianten wie Fruchtzucker, Malzzucker, Milchzucker oder Traubenzucker zu finden sind. Hier hilft dir ein Blick auf die Inhaltsstoffe weiter. Möchtest du auf Süßigkeiten nicht verzichten, bieten sich zahnschonende Produkte an. Hier wurde der Zucker durch einen oder mehrere Zuckeraustauschstoffe ersetzt. Diese Austauschstoffe können die Bakterien im Zahnbelag nicht oder nur in geringen Mengen zu Säure verstoffwechseln. Zahnschonende Lebensmittel erkennst du an einem Symbol: Sie sind durch ein „Zahnmännchen mit Schirm“ gekennzeichnet.
Säurehaltige Lebensmittel
Einige Lebensmittel enthalten selbst Säuren, die den Zahnschmelz angreifen. Hierzu zählen Erfrischungsgetränke, Fruchtsäfte, Salatdressings und Obst. Für diese Produkte gilt das gleiche wie für Zucker: Ein Schaden tritt in der Regel erst bei häufigem, stark erhöhtem Verzehr ein. Hier reicht der produzierte Speichel zur Neutralisierung der Säure nicht mehr aus. Spüle deinen Mund mit klarem Wasser aus, um den Prozess anzuregen. Finger weg von der Zahnbürste: Nutzt du sie gleich im Anschluss an den Konsum säurehaltiger Lebensmittel, reibst du den demineralisierten Zahnschmelz noch weiter ab.
Zwischenmahlzeiten
Je mehr Zeit zwischen den Mahlzeiten liegt, desto besser kann der Speichel Essensreste ausschwemmen und die gebildeten Säuren reduzieren. Setze daher auf eher auf große Haupt- als auch kleinere Zwischenmahlzeiten. Bekommst du im Laufe des Tages Hunger, greife bevorzugt zu frischen Früchten, Karotten, Joghurt, Käse oder Quark.
Gewissenhafte Mund- und Zahnpflege
Bakterien, Beläge und Nahrungsreste kannst du durch eine effektive, regelmäßige Mund- und Zahnpflege beseitigen. Hierzu stehen dir verschiedene Hilfsmittel zur Verfügung. Worauf kommt es bei der Reinigung an? Wir zeigen dir, wie du deine Zähne und Zahnzwischenräume richtig pflegst.
Grundsätzliches zur Zahnreinigung
Die gründliche Reinigung mit der Zahnbürste ist eine der wichtigsten Maßnahmen zum Erhalt der Zähne. Experten empfehlen, nach jedem Essen zur Bürste zu greifen. Im Alltag ist das allerdings nur schwer machbar. Als Minimum gilt daher die „2×2 Formel“: Putze deine Zähne mindestens zwei Mal täglich für jeweils zwei Minuten – am besten morgens nach dem Frühstück und abends vor dem Zubettgehen. Im Verlauf des Tages reicht es dann aus, wenn du deinen Mund nach Mahlzeiten ausspülst oder einen zahnschonenden Kaugummi verwendest.
Die richtige Zahnputztechnik
Bei den Zahnbürsten hast du die Wahl zwischen klassischen Handzahnbürsten und dem elektrischen Pendant. Wofür du dich entscheidest, bleibt dir selbst überlassen: Mit beiden Alternativen ist eine gründliche Reinigung der Zähne möglich – vorausgesetzt, du putzt richtig. Achte jedoch darauf, dass du einen kleinen Bürstenkopf mit abgerundeten Kunststoffborsten verwendest. Kinder brauchen ein Modell, das für ihr Alter geeignet ist. Ob das der Fall ist, siehst du in der Regel schon am Design und der Verpackung. Im Laufe der Zeit nutzen sich die Borsten deiner Zahnbürste ab. Sie spreizen sich auf, putzen nicht mehr richtig und können zu Verletzungen des Zahnfleischs führen. Ersetze deine Zahnbürste beziehungsweise den Bürstenkopf daher regelmäßig, spätestens nach drei Monaten. Der Austausch empfiehlt sich auch dann, wenn du krank warst.
Manuelles Zähneputzen:
Für die Nutzung einer Handzahnbürste raten Zahnärzte oft zur sogenannten Bass-Methode. Sie reinigt nicht nur die Oberflächen der Zähne, sondern auch die Zahnfleischfuge und den Zahnhalsbereich. Gleichzeitig wird das Zahnfleisch massiert. Das macht die auch als Vibrationsmethode bezeichnete Reinigungstechnik zu einer der effektivsten Maßnahmen im Bereich der Zahnpflege.
So machst du es richtig: Setze deine Zahnbürste schräg zum Zahnfleischrand auf. Der Winkel sollte etwa 45 Grad betragen; die Borsten berühren sowohl das Zahnfleisch als auch die Zahnoberfläche. Mache kleine, leichte Rüttelbewegungen und bleibe dabei am gleichen Zahn. Den so gelösten Zahnbelag kannst du anschließend einfach wegwischen. Achte aber darauf, immer nur von rot nach weiß zu streichen – also vom Zahnfleisch weg zum Zahn. Auf diese Weise arbeitest du dich Kieferabschnitt für Kieferabschnitt vor. In diesem Video kannst du dir die einzelnen Schritte noch einmal genauer anschauen.
Elektrisches Zähneputzen:
Viele Menschen putzen ihre Zähne mit kreisenden Bewegungen. Damit folgen sie einer früheren Empfehlung – doch diese ist längst überholt. In einem FOCUS-Artikel klärt Dr. Jochen H. Schmidt vom Kölner Zahnzentrum Carree Cental über die richtige Vorgehensweise auf. Es kommt demnach maßgeblich darauf an, was für eine elektrische Zahnbürste du nutzt. Verwendest du ein oszillierend-rotierendes Modell, musst du jeden Zahn einzeln säubern. Führe zur Reinigung den Bürstenkopf parallel zu deinen Zähnen am Rand des Zahnfleischs entlang. Du hast eine Schallzahnbürste? Dann kannst du mehrere Zähne gleichzeitig bearbeiten. Nutze dazu die eben schon beschriebene Bass-Methode.
Pflege der Zahnzwischenräume
In deinem Mund gibt es Stellen, an denen die Zahnbürste versagt. Sie erreicht höchstens 70 Prozent der Zahnoberflächen – der Rest liegt unzugänglich zwischen deinen Zähnen. Und genau hier, im sogenannten Interdentalraum, setzen sich Bakterien, Beläge und Essensrückstände besonders schnell fest. Um sie zu entfernen, benötigst du Hilfsmittel wie Interdentalbürsten, Soft Sticks, Zahnhölzer oder Zahnseide. Auch Mundduschen sind zur Reinigung der Zahnzwischenräume geeignet.
Reinigung der Zunge
Der letzte Baustein einer gewissenhaften Mund- und Zahnpflege ist die Zungenreinigung. Sie sollte ebenfalls täglich durchgeführt werden: So verhinderst du, dass Essensreste hängen bleiben und Bakterien zur Vermehrung anregen. Führe die Zungenreinigung immer nach dem Zähneputzen durch. Hierzu kannst du sowohl manuelle Zungenbürsten und – schaber als auch elektrische Zungenreiniger nutzen. Spüle deinen Mund im Anschluss an die Reinigung noch einmal mit Wasser aus. Wenn du möchtest, kannst du natürlich auch eine Mundspülung benutzen.
Regelmäßige Fluoridierung
Für die Gesundheit deiner Zähne sind auch Fluoride wichtig. Die natürlichen Spurenelemente verbessern die Qualität des Zahnschmelzes und wirken gleich auf mehrfache Weise als Schutzschild gegen Karies. Kommen sie in direkten Kontakt mit der Oberfläche deiner Zähne, bilden sie eine Art Deckschicht aus Kalziumfluorid. Diese Schicht greifen zahnschädigende Säuren noch vor dem Zahnschmelz an. Ein weiterer positiver Effekt der Fluoride ist ihre Fähigkeit, den Stoffwechsel und das Wachstum der im Zahnbelag angesiedelten Bakterien zu hemmen. Damit sorgen sie dafür, dass weniger Säure produziert wird. Vor diesem Hintergrund ist eine regelmäßige Applizierung von Fluoriden dringend anzuraten – und zwar schon im Kindesalter.
Die Fluoridierung kannst du ganz einfach mit dem Zähneputzen verbinden. Neben speziellen Gelees und Mundlösungen gibt es eine Auswahl fluoridhaltiger Zahnpasten. Die meisten von ihnen enthalten ein bis anderthalb Milligramm Fluorid pro Gramm Zahnpasta. Das entspricht einem Wert von 1.000 bis 1.500 ppm (parts per million). Einen niedrigeren Fluoridgehalt haben Zahncremes für Kinder. Die empfohlene Menge lag bis 2019 noch bei 500 ppm. Im September 2018 stellten die zahnärztlichen Fachgesellschaften der Öffentlichkeit jedoch neue Empfehlungen vor. Ab dem Durchbruch des ersten Zahnes sollen nun Pasten mit 1.000 ppm verwendet werden.
Zahnärztliche Vorsorge
Die bereits genannten Maßnahmen sind wichtig, um deine Zähne, dein Zahnfleisch und den gesamten Zahnapparat gesund zu erhalten. Dennoch ist es ratsam, regelmäßig zum Zahnarzt zu gehen. Die individuelle Prophylaxe in der Praxis macht es möglich, Probleme frühzeitig zu erkennen und entsprechende Behandlungen einzuleiten. So können größere Schäden vermieden werden. Auch die professionelle Zahnreinigung (PZR) trägt zum Erhalt deiner Zahngesundheit bei. Lässt du bakterielle Beläge und hartnäckige Ablagerungen durch geschultes Personal entfernen, beugst du Karies und Paradontitis vor.
Fazit
„Alles hängt mit allem zusammen.“ – das erkannte schon der Forschungsreisende Alexander von Humboldt. Der berühmte Leitsatz trifft auch auf den menschlichen Körper zu: Es besteht ein enger Zusammenhang zwischen dem körperlichen Befinden und der Mundgesundheit. Deshalb ist es auch so wichtig, Zähne und Zahnfleisch sorgsam zu pflegen. Die heutige Mund- und Zahnhygiene baut auf vier verschiedenen Säulen auf. Berücksichtigst du alle vier, kannst du deine Zahngesundheit lang erhalten.