Was ist eine Parodontitis und wie kann ich sie vorbeugen?

Auch weitere Krankheiten können durch eine Parodontitis begünstigt werden.

Parodontitis
Parodontitis
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    Mehr als die Hälfte der über 40-Jährigen in den Industrieländern sind an Parodontitis erkrankt. Bei dieser Erkrankung handelt es sich um eine Entzündung des Zahnhalteapparats (Parodontium) infolge einer bakteriellen Infektion, die besonders im höheren Alter durch bakteriellen Zahnbelag entstehen kann.

    Aufgrund der Entzündung kann das Zahnfleisch bluten. Auch die Zähne können schmerzen. Unbehandelt kann eine Parodontitis zum Ausfall der Zähne führen.

    Die verschiedenen Formen der Parodontitis

    Parodontitis Form - Illustration Erklaerung

    Früher wurde die Parodontitis als eine Erkrankung angesehen, die sich nur auf den Mund begrenzt. Heute hingegen zählt sie zu den allgemeinen Entzündungskrankheiten und wird in verschiedene Formen unterschieden:

    Apikale Parodontitis

    Bei der apikalen Parodontitis entsteht die Entzündung des Zahnhalteapparats an der Zahnwurzelspitze, auch Apex genannt, und im umliegenden Gewebe. Entzündet sich das Zahnmark (Zahnpulpa), das sich im Inneren des Zahns befindet, durch Karies, so können sich die Erreger durch kleine Seitenkanäle und den Wurzelkanal in den Zahnhalteapparat gelangen und dort ebenfalls eine Entzündung hervorrufen. Als Folge löst sich der Kieferknochen auf und es können Zysten entstehen. Es gibt sowohl eine chronische als auch eine akute Form der apikalen Parodontitis.

    Aggressive Parodontitis

    Diese Form der Paradontitis führt unbehandelt zu einem schnellen Abbau des Zahnhalteapparates. Dabei wird vor allem das Gewebe des Kieferknochens zerstört. Zahnmediziner unterscheiden eine aggressive Parodontitis in eine generalisierte Form und eine lokalisierte Form. Letztere tritt vor allem im Jugendalter auf und wurde früher juveline lokalisierte Parodontitis genannt. Bei dieser Form werden besonders die mittleren Schneidezähne und die vordersten Backenzähne geschädigt. Die generalisierte aggressive Parodontitis betrifft mindestens 3 Zähne und beginnt oft noch vor dem 35. Lebensjahr.

    Chronische Parodontitis

    Die chronische Parodontitis tritt häufiger auf als die aggressive Form und beschreibt eine durch Bakterien hervorgerufene entzündliche Erkrankung des Zahnhalteapparates. Sie schreitet nur langsam und schubweise voran und kann in jedem Lebensalter auftreten. Häufig betrifft sie jedoch Erwachsene. Die Erkrankung wird ebenso wie die aggressive Parodontitis in eine lokalisierte und generalisierte Form unterschieden. Während bei der lokalisierten Form weniger als 30 % der Zähne betroffen sind, sind bei der generalisierten Form mehr Anteile des Zahnhalteapparats betroffen. Darüber hinaus lässt sich die chronische Parodontitis nach ihrem Schweregrad einteilen: leicht, mäßig und schwer.

    So entsteht eine Parodontitis

    Sobald sich Bakterien aus der Mundhöhle auf rauen Zahnbelägen aus Speichel und Nahrungsresten ansiedeln können, scheiden sie Giftstoffe und Säuren aus, die eine fortschreitende Zahnfleischentzündung (Gingivitis) auslösen können. Die Erkrankung kann bis hin zur Entzündung des gesamten Zahnhalteapparates führen. Im Röntgenbild ist in diesem Fall ein sichtbarer Knochenabbau um den betroffenen Zahn zu erkennen. Durch die bestehende Parodontitis entstehen tiefe Taschen am Zahnfleischrand. In ihnen können Nahrungsreste hängen bleiben, sodass sich Bakterien optimal vermehren können.

    Die Symptome einer Parodontitis

    Im Anfangsstadium verläuft eine Parodontitis zum größten Teil schmerzlos. Deshalb übersieht der Betroffene in vielen Fällen die beginnende Erkrankung. Jedoch kann oft eine vorausgehende Zahnfleischentzündung wahrgenommen werden.

    Folgende Symptome können auf eine Parodontitis hindeuten:

    • auffälliger Mundgeruch
    • Zahnfehlstellungen
    • gerötetes und angeschwollenes Zahnfleisch mit häufigem Zahnfleischbluten
    • Lockerung des entzündeten Zahnfleischs
    • lockere Zähne
    • frei liegende und sehr empfindliche Zahnhälse
    • Bildung tiefer Zahnfleischtaschen
    • unangenehmer Geschmack im Mund
    • unter dem Zahnfleisch liegender Zahnstein, der durch das Verkalken von Eiweißen aus Entzündungssekreten und Blut entsteht
    • Abbau des Kieferknochens
    • Rückgang des Zahnfleischs

    Parodontitis als Risikofaktor für andere Entzündungen

    Parodontitis als Risikofaktor für andere Entzündungen - Illustration mögliche Erkrankungen

    Eine Parodontitis gefährdet nicht nur deine Zähne und dein Zahnfleisch, sie fördert auch häufig andere Krankheiten, zum Beispiel Diabetes, Rheuma und Herzerkrankungen. Die eine Parodontitis hervorrufenden Bakterien können in die Blutbahn gelangen und Entzündungsstoffe im ganzen Körper verteilen. Dadurch können Gewebe und Organe geschädigt werden. Sie können sogar den Übertritt von Zuckermolekülen, die von der Blutbahn aus in die Zellen transportiert werden, behindern. Damit steigt der Blutzuckerspiegel an. Darüber hinaus beeinträchtigt eine Parodontitis auch die Leistungsfähigkeit.

    Häufig können durch eine Parodontitis Ablagerungen in den Blutgefäßen entstehen, die Herzerkrankungen und Schlaganfall auslösen.

    Deshalb sind Menschen mit einer schlechten Mundhygiene einem höheren Risiko unterlegen, an kardiovaskulären Problemen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erkranken.

    Auch für Asthma kann eine Parodontitis ein großer Risikofaktor sein. Eine Parodontitis kann bei schwangeren Frauen sogar das Risiko einer Fehlgeburt erhöhen, wie eine Studie belegt.

    Darüber hinaus besteht eine Wechselwirkung zwischen Parodontitis und rheumatoider Arthritis.

    Mögliche Ursachen einer Parodontitis

    Bei der Entwicklung der Parodontitis spielen häufig mehrere Faktoren eine Rolle. Es hängt nicht nur vom Vorhandensein von Bakterien in den Zahnbelägen ab.

    Ursachen, die in Kombination mit Bakterien im Zahnbelag eine Parodontitis begünstigen können:

    • Übersäuerung des Körpers durch falsche Ernährung
    • genetische Erkrankungen wie Morbus Crohn oder Down-Syndrom
    • geschwächtes Immunsystem
    • Schwermetallbelastung durch amalgamhaltige Zahnfüllungen
    • Diabetes mellitus
    • Zahnfleischentzündung
    • hormonelle Umstellung, zum Beispiel in den Wechseljahren
    • fehlende oder unzureichende Mundhygiene
    • Ungleichgewicht der Darmflora
    • abgestorbene Zähne
    • Rauchen
    • Fettleibigkeit
    • Stress
    • Depressionen
    • unsachgemäße Umgang mit zahnärztlichen Materialien, zum Beispiel mangelhaft gefüllter Wurzelkanal oder zu tief eingeführte Instrumente

    Sogar eine rheumatoide Arthritis kann eine Parodontose auslösen. Das bedeutet, nicht nur eine Parodontose kann eine rheumatoide Arthritis auslösen, sondern auch umgekehrt.

    6 Tipps zur Vorbeugung einer Parodontitis

    Tipp 1#: Gesunde Zahnpflege

    Putze zweimal am Tag deine Zähne sorgfältig und nutze Interdentalbürsten oder Zahnseide.

    Tipp 2#: Ölziehen

    Das Ölziehen, zum Beispiel mit Kokos- oder Schwarzkümmel, schwemmt Bakterien aus. Spüle dein Mund vor dem Zähneputzen mit Öl und ziehe es auch durch die Zähne. Zusätzlich kannst du auch mit 1 bis 2 TL dem Öl dein Zahnfleisch einreiben. Spucke das Öl anschließend auf ein Papiertuch aus, das du in den Hausmüll wirfst.

    Tipp 3#: Das Rauchen aufgeben

    Da Raucher ein erhöhtes Risiko haben, an Parodontitis zu erkranken, solltest du das Rauchen aufgeben, falls du rauchst. Es gibt verschiedene Therapien unter der Kontrolle eines Arztes oder Therapeuten, um das Rauchen abzugewöhnen.

    Tipp 4#: Professionelle Zahnreinigung und Kontrolluntersuchungen beim Zahnarzt

    Wie Zahnärzte empfehlen, solltest du zweimal im Jahr eine professionelle Zahnreinigung durchführen lassen. Dabei werden die Zähne gründlich von Belägen befreit. Ebenso sinnvoll sind halbjährliche Kontrolluntersuchungen beim Zahnarzt, die du als Vorsorgeuntersuchungen wahrnehmen kannst.

    Tipp 5#: Zahnbürste regelmäßig desinfizieren

    Damit die schädlichen Bakterien nicht auf der Zahnbürste verbleiben, solltest du sie regelmäßig desinfizieren. Dazu kannst du einige Tropfen Grapefruitkernextrakt oder ätherische Öle wie Teebaumöl nutzen.

    Tipp 6#: Ernährung umstellen

    Stelle deine Ernährung um. Das bedeutet, keine zahnfeindliche, industriell verarbeitete Lebensmittel mehr zu essen wie Süßigkeiten, Zucker, Auszugsmehle, gezuckerte Produkte, Fertigprodukte und pasteurisierte Milch zu nutzen.

    Im Gegenzug solltest du zahngesunde Lebensmittel und Getränke zu dir nehmen, um deine Zahn- und Mundgesundheit beizubehalten oder zu verbessern.

    Beobachtungen an Naturvölkern haben gezeigt, dass sie über eine hervorragende Zahngesundheit verfügen, obwohl sie zum Teil gar keine Zahnhygiene betrieben.